Bandscheibenvorfall: Warum sich viele Vorfälle von selbst zurückbilden

Ein Bandscheibenvorfall macht Angst –bleibt der Bandscheibenvorfall für immer? Nicht unbedingt. Eine aktuelle Übersicht zeigt: In der Lendenwirbelsäule kommt es in etwa 70 % der Fälle zu einer spontanen Rückbildung (Resorption) des Vorfalls. Das bedeutet: Nicht jeder Vorfall muss operiert werden. Besonders in den ersten 3–6 Monaten lohnt sich Geduld – begleitet von aktiver Physiotherapie.

Wie läuft die Rückbildung ab?

Der Körper nutzt verschiedene Mechanismen, um das ausgetretene Bandscheibenmaterial abzubauen:

  1. Entzündungsreaktion
    Wenn Gewebe austritt, erkennen Abwehrzellen dies als „fremd“. Es kommt zu einer kontrollierten Entzündung, die den Abbau in Gang setzt.
  2. Gefäßneubildung
    Neue kleine Blutgefäße wachsen ins Gewebe ein. Dadurch gelangen mehr Abwehrzellen an den Ort des Vorfalls.
  3. Abbau durch Makrophagen („Fresszellen“)
    Diese Zellen zerlegen das Gewebe und sorgen dafür, dass es Stück für Stück abtransportiert wird.
  4. Enzyme zerschneiden das Gewebe
    Eiweißspaltende Enzyme (Proteasen) machen das Gewebe kleiner und leichter abbaubar.
  5. Passive Prozesse
    Auch die Austrocknung (Dehydration) des Materials oder die Spannung von Bändern können dazu führen, dass der Vorfall schrumpft.

Welche Rolle spielt die Physiotherapie?

Die Physiotherapie unterstützt diese natürlichen Mechanismen und sorgt dafür, dass Heilung und Alltag wieder ins Gleichgewicht kommen. Wichtige Bausteine sind:

  • Aufklärung & Sicherheit
    Zu wissen, dass der Körper oft selbst heilen kann, nimmt Angst und fördert das Vertrauen in Bewegung.
  • Bewegen statt Schonung
    Moderate Aktivität (Spazieren, Radfahren, leichtes Training) verbessert die Durchblutung und unterstützt die Heilung. Längere Bettruhe vermeiden.
  • Sanfte Mobilisation & Training
    Mobilisationstechniken verbessern Beweglichkeit und lindern Schmerzen. Übungen für Bauch- und Rückenmuskulatur stabilisieren die Wirbelsäule, fördern die Mikrozirkulation und verringern das Risiko für Rückfälle.
  • Belastung dosieren
    Weder Schonung noch Überlastung helfen. Sanfte, regelmäßig dosierte Belastung bringt die besten Heilungsergebnisse.

Fazit:

In vielen Fällen baut der Körper das ausgetretene Gewebe von selbst ab – und die Physiotherapie hilft, diesen Prozess optimal zu begleiten. Wichtig sind Geduld, regelmäßige Bewegung und das Vertrauen in die Fähigkeit des Körpers, sich selbst zu regenerieren.
Sprechen Sie uns an, wir begleiten Sie auf diesem Weg!

[1] Zou, T., Liu, X. Y., Wang, P. C., Chen, H., Wu, P. G., Feng, X. M., & Sun, H. H.
(2024). Incidence of Spontaneous Resorption of Lumbar Disc Herniation: A Metaanalysis. Clinical spine surgery, 37(6), 256–269. https://doi.org/10.1097/
BSD.0000000000001490

Autor:

Bild von Patricia Stiegeler

Patricia Stiegeler

MSc. (cand.) (CE) Advanced Physiotherapy & Management, Sportphysiotherapeutin, Manual Therapeutin

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