Einblicke in die Beckenbodenphysiotherapie

Im Gespräch mit Nadja Büttner und Isabel Thurnhofer, zwei Beckenbodenphysiotherapeutinnen bei Therapy4u und der Praxis WohlGefühl.

Beckenbodenphysiotherapie ist ein sensibles und zugleich sehr wirkungsvolles Feld innerhalb der Physiotherapie, das oft erst dann ins Bewusstsein rückt, wenn Beschwerden den Alltag einschränken. Um einen tieferen Einblick zu bekommen, hat Pia Flake, Yogalehrerin, Beckenbodentrainerin und Female Health Guide, mit den beiden spezialisierten Physiotherapeutinnen Nadja Büttner und Isabel Thurnhofer gesprochen – über ihre Arbeit, die Menschen, die zu ihnen kommen, und darüber, wie Beckenbodentherapie konkret aussieht.

Vielfältige Krankheitsbilder und Symptome

„Beckenbodentherapie ist viel mehr als Beckenbodentraining, wenn mal ein Tröpfchen Urin verloren geht, oder Rückbildung nach der Geburt“, betonen beide. Tatsächlich kommen Menschen mit den unterschiedlichsten Beschwerdebildern zu den beiden Therapeutinnen: Inkontinenz (Urin, Stuhl oder Luft), Senkungsbeschwerden, chronische Beckenschmerzen, Schmerzen beim Geschlechtsverkehr oder auch vor und nach Operationen im Beckenbereich. Auch Männer nach Prostataeingriffen und ebenso Kinder gehören zur Zielgruppe. 

Patient*innen aller Altersstufen 

Die Altersspanne reicht von Mädchen in der Pubertät, jungen Erwachsenen bis hin zu älteren Menschen. Beckenbodentherapie kann in jeder Altersstufe sinnvoll sein. Je schneller man die Ursache der Beschwerden herausfindet und adäquat behandelt, desto schneller greift meist ein Therapierfolg. Es ist unter anderem entscheidend, wie stark die Lebensqualität beeinträchtigt ist – das Alter spielt keine große Rolle – und da kann eine gezielte Therapie oft viel bewirken. 

Wie sieht eine typische Behandlung aus? 

Am Anfang steht eine ausführliche physiotherapeutische Diagnostik. Diese besteht aus einem Anamnesegespräch, Haltung- und Bewegungsanalysen sowie – je nach Bedarf und Einverständnis – auch einer vaginalen oder rektalen Untersuchung zur Beurteilung des Beckenbodens. Ziel ist es, die Funktion der Beckenbodenmuskulatur zu erfassen: Wie ist der Muskeltonus? Wie gut kann der Beckenboden angesteuert, aktiviert und entspannt werden? 

Darauf aufbauend wird ein individueller Behandlungsplan erstellt. Dieser kann aktive Übungen, manuelle Techniken, Atemarbeit, Haltungsschulung, Elektro- oder Biofeedbacktherapie umfassen. „Die Therapie orientiert sich stets an den Bedürfnissen der Patient*innen“, erklärt Nadja Büttner. Wichtig sei dabei auch die Anleitung zur Selbsthilfe und das Einbauen der Übungen in den Alltag.

Therapiekonzepte und ganzheitlicher Ansatz 

Es gibt in der Beckenbodentherapie verschiedene Konzepte, in denen sich Therapeut*innen weiterbilden können. Nadja Büttner und Isabel Thurnhofer arbeiten u.a. mit dem PhysioPelvica Konzept, welches deutschlandweit und auch international anerkannt ist und aktuelles evidenzbasiertes Wissen integriert.   

„Wir sehen den Menschen in seiner Gesamtheit“, sagt Isabel Thurnhofer. „Denn Beschwerden im Beckenbereich hängen oft mit anderen Körperregionen oder auch mit psychischen Belastungen zusammen. Daher ist interdisziplinäres Denken für uns essenziell und der Mental Load, den Frauen teilweise beschreiben, muss in der therapeutischen Konsequenz berücksichtigt werden.“

Fazit

Beckenbodenphysiotherapie ist ein hochspezialisiertes Feld mit großer Relevanz für die Lebensqualität vieler Menschen – oft weit über das hinaus, was man im ersten Moment erwartet. Das Gespräch mit Nadja Büttner und Isabel Thurnhofer zeigt: Mit fundiertem Fachwissen, Empathie und einem ganzheitlichen Blick lässt sich viel bewegen.  

Tauchen Sie hier in die Arbeit von Beckenbodentherapeutinnen ein: Interview: Beckenboden Physiotherapie mit Nadja Büttner und Isabel Thurnhofer

Autor:

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Janine Brunner

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