Die Zahl der Krankmeldungen aufgrund psychischer Erkrankungen in Deutschland steigt immer weiter. Für das Jahr 2023 erfasste die DAK 323 Fehltage pro 100 Versicherte allein aufgrund von psychischen Erkrankungen. Das sind 52% mehr Fehltage also noch vor zehn Jahren.
Warum ist das so? Sicher trägt die zunehmende Entstigmatisierung psychischer Erkrankungen und die damit abnehmende Dunkelziffer ihren Teil zum Anstieg der Krankheitszahlen bei. Patient*innen trauen sich eher psychische Probleme anzusprechen, Ärzt*innen fragen einmal mehr nach und stellen die entsprechenden Diagnosen.
Trotzdem gibt es noch andere Umstände, die sich negativ auf die psychische Gesundheit auswirken:
Unser Leben wird immer schneller, der Alltag immer unruhiger. Wir unterliegen häufig dem dauerhaften Einfluss sozialer Medien und Push-Mitteilungen. Wir sind ständig erreichbar. Daher fällt es uns schwerer, wirklich abzuschalten und uns zu entspannen. Innere Unruhe, Überreiztheit oder Schlafprobleme können die Folge sein. Wir fühlen uns häufiger gestresst.
Moderne Familien- und Arbeitsstruktur setzen uns häufig mehr unter Stress als frühere Generationen. Dass beide Partner Vollzeit arbeiten und sich parallel um Kinderbetreuung und Haushalt kümmern, ist weitgehend normal. Gar nicht so einfach, da noch Zeit für Freizeitaktivitäten, Freunde oder Entspannung zu finden.
Darüber hinaus führen weltweite Krisen, Pandemien und Kriege bei vielen zu Zukunftsängsten.
Besonders besorgniserregend ist der Höchststand bei psychischen Erkrankungen bei jungen Erwachsenen. Bei den 20 bis 24-Jährigen nahmen laut der DAK die Fehltage wegen psychischer Erkrankungen um 34% zu, bei den 25 bis 29-Jährigen um 31% (Vergleich 2023 zum Vorjahr). Das sind die höchsten Anstiege aller Altersgruppen. Auch die Angst junger Menschen, an Depression oder Burnout zu erkranken, ist größer als in anderen Altersgruppen.
Menschen sämtlicher Altersgruppen verbringen viel Zeit bei der Arbeit. Warum also nicht in diesem Setting die psychische Gesundheit fördern? Hier ein paar Impulse:
Psychische Gefährdungsanalyse: Hiermit können psychische Belastungen präventiv ermittelt und anschließend angepasst werden. Arbeitsbedingungen können so menschengerecht und gesund gestaltet werden.
Offene Gesprächskultur: Über psychische Erkrankungen zu sprechen und dem Thema Raum zu geben, hilft der Prävention. Überlastungen einzelner Mitarbeiter*innen werden früher erkannt, wenn sie angesprochen werden.
Generationenspezifisch denken: Die Generationen haben unterschiedliche Ansprüche und Erwartungen an ihre Arbeitgeber*innen. Maßnahmen der betrieblichen Gesundheitsförderung sollten daher nicht „von der Stange“ sein.
Angebote zur Entspannung: Entspannungsverfahren wie Autogenes Training oder Progressive Muskelrelaxation helfen dabei, Stress zu reduzieren und zur Ruhe zu kommen. Diese Verfahren können von zertifizierten Kursleiter*innen direkt in Unternehmen durchgeführt werden.
Eine Investition in die Gesundheit der Mitarbeitenden lohnt sich. Nicht nur Krankentage können so reduziert werden: die Motivation der Mitarbeiter*innen steigt, Arbeitsprozesse laufen effizienter ab und frühzeitige Berentungen und Kündigungen werden vermieden.
Quellen:
- DAK Psychreport 2024
- DAK-Pressemeldung vom 04.12.2023. Jeder zweite junge Mensch hat Angst vor psychischer Erkrankung. (https://www.dak.de/presse/bundesthemen/umfragen-studien/jeder-zweite-junge-mensch-hat-angst-vor-psychischer-erkrankung_54022#/)
- Wissen.de Artikel vom 25.10.2023. Warum psychische Erkrankungen zunehmen (https://www.wissen.de/warum-psychische-erkrankungen-zunehmen)