Wie kommt eigentlich Beweglichkeit zustande?
Welchen Stellenwert hat sie in Bezug auf Gesundheit und sportliche Leistung?
Kann sie durch Dehnen beeinflusst werden?
„Beweglichkeit als eine isolierte Fähigkeit zu begreifen, ist nicht zielführend. Vielmehr gilt es, sie zu hinterfragen unter Einbezug aller konditioneller und koordinativer Fähigkeiten, um nachhaltige Effekte einer Therapie oder eines Trainings zu erzielen“ (Kadlec et al. Annahmen und Mythen … MSK – Muskuloskelettale Physiotherapie 2021; 25: 9–14)
Einflussfaktoren Beweglichkeit
- Knöcherne Eigenschaften (soll heißen: nicht jede Kniescheibe hat die gleiche Form)
- Alter und Geschlecht
OBACHT DOGMEN: Frauen beweglicher als Männer! Im Alter verminderte Beweglichkeit!
Folgende CO-Faktoren sind hier viel wichtiger: TRAININGSVOLUMINA UND SPORTLICHE AKTIVITÄT
Nicht das Geschlecht oder das Alter macht beweglich oder unbeweglich. Nein: v.a. fehlende Aktivität mit dem einhergehenden Kraftverlust und dem Verlust der Bewegungsamplitude. Das ist zu vergleichen mit einer Fraktur, die eingegipst wird. Durch die Ruhigstellung kommt es zu einem Kraftverlust, welche die Beweglichkeit einschränkt. Im Umkehrschluss lässt sich zweifellos auch im hohen Alter wunderbar trainieren.
Weitere Faktoren, die das Streben nach mehr Beweglichkeit beeinflussen:
- Genetische Faktoren: ein 1.60m großer Mann wird sich schwer tun beim Basketball
- Gewebestruktur: ist nach wie vor umstritten, ob beeinflussbar
- Dehntoleranz: beeinflussbar
- Viele Sportarten benötigen kein extra Beweglichkeitstraining wie einige Spiel- und Ballsportarten: FORM FOLLOWS FUNCTION
- Sportarten, die ein extra Beweglichkeitstraining verlangen sind z.B. Tanzen, Turnen, Kampfsport
Laut aktueller Evidenz zeigt Beweglichkeit einen eher unbedeutenden Zusammenhang mit verschiedenen Markern der Gesundheitserhaltung. Es wird somit zu viel Zeit in Beweglichkeit investiert, ohne jegliche quantitative Konsequenz. Statisches Dehnen (<45 Sek) vermindert sogar die Kraftentwicklung, dynamisches Dehnen steigert die Leistungsfähigkeit nicht, senkt sie aber auch nicht. Außerdem hat Dehnen keinen klinisch relevanten Einfluss auf den bevorstehenden Muskelkater. Wenn es um das Ziel des Erhalts oder der Beweglichkeitsverbesserung geht, dann scheinen in der Literatur aktive Kräftigungsübungen in Form eines exzentrischen Trainings klar im Vorteil zu sein. (Riese et al., 2021)
Fazit:
Also die wertvolle Zeit doch lieber sinnvoller nutzen, oder ??? Nichtsdestotrotz gilt: jede Bewegung ist besser als gar keine. Bisher hat man hauptsächlich quantitative Forschung betrieben, qualitative Aspekte lassen sich in der Praxis beurteilen und sind für das subjektive Empfinden des Patienten nicht zu unterschätzen. Es gilt, den Patienten/Athleten auch in seinem individuellen Wohlbefinden zu unterstützen. So lassen sich z.B. im Warm Up sportartspezifische und dynamische Elemente integrieren.